Bei der Arbeit 

„Mehr Flexibilität dank Roboter“

„Ich bin kein Roboter-Landwirt und werde auch nie ein Roboter-Landwirt sein“, sagte Rogier Lansink noch vor einigen Jahren zu seiner Frau Heleen. Trotzdem habe er ein automatisches Melksystem angeschafft und heute könne man sich gar nicht mehr vorstellen, ohne es zu sein, erzählt die Landwirtin. „Es bietet Flexibilität, für Rogier, aber auch für mich. Ohne Roboter könnte ich nicht machen, was ich heute mache.“

Vor Kurzem war sie in England, Amerika und China. Nächstes Jahr folgen noch viele Reisen nach Fernost. Heleen Lansink ist eine der sieben glücklichen Niederländerinnen und Niederländer, die ein Nuffield Scholarship erhalten haben. „Ich habe die Chance, mit einer Forschungsfrage die ganze Welt zu bereisen, um Wissen und Erfahrungen mit anderen Landwirten auszutauschen.“ Ein großes Unterfangen für Heleen Lansink, die nicht nur im Betrieb in Haaksbergen mitarbeitet, sondern gemeinsam mit ihrem Mann Rogier auch vier Kinder hat. „Ohne Roboter wäre das nicht möglich gewesen“, ist sie überzeugt. „Rogier kann die Arbeit nun allein erledigen.“

Größere Flexibilität
Als sie Kinder bekamen, sahen sich Heleen und Rogier Lansink ihre Arbeit im Betrieb noch einmal genau an. „Die Stoßzeiten in der Familie und im Betrieb sind morgens und abends dieselben, wenn man konventionell melkt“, sagt Heleen Lansink. Dieses Problem konnten sie durch den Erwerb eines automatischen Melksystems 2012 lösen. „Jetzt haben wir viel mehr Flexibilität.“ Zudem hat zweimal tägliches Melken der Kühe über Jahre hinweg auch körperliche Folgen. „Rogier hatte manchmal Knie- und Schulterschmerzen im Melkstand. Dann fragt man sich: Wie wird es mir mit 65 gehen?“

Rogier und Heleen Lansink sind sich einig. „Die nächsten Jahre arbeiten wir nicht mehr ohne Roboter.“ Die Kühe hatten sich nach wenigen Wochen daran gewöhnt, bei Rogier dauerte es etwas länger. „Man hat die Kühe nicht mehr zweimal am Tag in der Hand, er hatte Angst, dass er keine Kontrolle mehr hat und dass es viel zu technisch werden würde“, berichtet Heleen Lansink. Aber alles verlief besser als gedacht. „Gute Kühe sieht man nicht mehr“, so Rogier Lansink, der seinen Fokus nun ganz auf Kühe richten kann, die Aufmerksamkeit benötigen. Die Entscheidung für den Roboter von SAC wurde ganz bewusst getroffen. „Mit einem Arm, der zwei Boxen bedient, hat man niedrigere Wartungskosten“, sagt Heleen Lansink.

Autark
Neben dem Robotermelken haben sie zwei weitere Schwerpunkte in ihrem Betrieb: Kreislaufwirtschaft und Weidegang. „Wir sind mit 85 Kühen an 50 ha Grund gebunden“, sagt Heleen Lansink. „Das Ziel ist, den Kreislauf Boden, Futter, Gülle und Kühe mit möglichst wenig Zukauf von außerhalb des Betriebs zu schließen.“ Die Kraftfuttergabe haben sie unter Kontrolle, in den Boxen liegt Bio-Einstreu und sie experimentieren mit dem Anbau von Sorghumhirse. „2018 hat uns gezeigt, dass wir auf unserem trockenen Boden bei Trockenheit Probleme haben“, erklärt Heleen Lansink. „Wir suchen nach alternativen Kulturen, die mit der Trockenheit besser umgehen können.“ Damit hat sich auch der Fokus des Betriebsmanagements mehr auf den Boden verschoben. „Damit beschäftigt sich Rogier“, sagt Heleen Lansink, die auch gleich einige wichtige Aspekte aufzählt: „Bodenfruchtbarkeit, das Trennen und die Aufwertung von Gülle und damit ein niedrigerer Kunstdüngereinsatz.“

Weidegang
Im Rahmen der Umstellung haben Heleen und Rogier Lansink vor zwei Jahren wieder mit Weidegang begonnen. „Jungvieh und Trockensteher waren bereits auf der Weide, aber die Milchkühe nicht. Jetzt sind diese auch wieder draußen“, berichtet Heleen Lansink und ergänzt, dass ihr Grundstück vergrößert worden sei, wodurch der Weidegang für die Kühe möglich geworden sei. In Kombination mit Robotermelken musste erst noch die richtige Arbeitsweise gefunden werden. Im Vorjahr gingen die Kühe morgens und abends 3 Stunden auf die Weide. „Die Weide wurde geschlossen“, beschreibt Heleen Lansink. Damit erfüllten sie die Anforderung für Weidegang und dank des Unterbesatzes war es für den Roboter auch zu schaffen. „Für Rogier bedeutete es jedoch wieder mehr Arbeit, weil er die Kühe bringen und holen musste.“ In diesem Jahr organisierten sie es anders. Es gibt ein automatisches Weidetor, um die Kühe, die auf die Weide gehen dürfen, einzulassen. Der Weidegang erfolgt nach dem niederländischen Konzept ‚Nieuw Nederlands Weiden‘, das beinhaltet, dass die Kühe jeden Tag die Weidefläche wechseln. Mittlerweile sind die Tiere ab Ende März auf der Weide, was dazu geführt hat, dass die durchschnittliche Milchleistung 32,5 Liter pro Kuh beträgt. Damit sind Heleen und Rogier Lansink mehr als zufrieden: „Damit lässt sich Geld verdienen.“

Milchautomat und Rastplatz
Wenn man als Landwirt der Gesellschaft mit offenem Visier begegnet, wie Heleen und Rogier Lansink, ist es fast logisch, dass es auf dem Bauernhof einen Rastplatz gibt. Spaziergänger und Radfahrer können Kaffee, Tee und Limonade kaufen und sich kurz ausruhen. Zudem steht ein Milchautomat mit frischer Milch vom eigenen Betrieb bereit. „Wir machen das nicht, weil es ein Verdienstmodell ist. Es ist vor allem dazu gedacht, den Bürgern die Landwirtschaft näherzubringen“, erklärt Heleen Lansink. „Dann wissen sie, woher die Milch und ihre Lebensmittel kommen.“

Einige Fakten: Fam. Lansink melkt...

  • mit einem SAC RDS FUTURELINE MAX 2011
  • 80 Milchkühe
  • 32 kg Milch pro Kuh und Tag
  • im Schnitt 3 Besuche pro Kuh und Tag
  • im Schnitt 2.500 kg pro Tag

Rogier en Heleen Lansink
Haaksbergen, Niederlande